Bruyerè
Das Rohmaterial der heutigen Pfeifenherstellung wird nicht, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, aus der Wurzel, sondern aus einer knollenartigen Verdickung zwischen Stammansatz und Wurzel der im Mittelmeerraum (Korsika, Sardinien, Kalabrien) beheimateten Baumheide (Erica Arborea) gewonnen. Wassermangel, rauhe Winterstürme und sengende Sommerhitze sorgen für ein langsames Wachstum, welches dem Bruyère seine hervorragenden Eigenschaften als Rohmaterial für Pfeifen verleiht. Geringes Gewicht trotz enormer Härte, Hitzebeständigkeit und Luftdurchlässigkeit sind die Vorzüge von Bruyèreholz. Eine eindeutige Erklärung für diese knollenartige Verdickung (genannt burls) gibt es nicht. Es ist jedoch naheliegend, dass es sich dabei um einen Vorratsspeicher handelt. Ebenso sind bis heute alle Bemühungen gescheitert, den Bruyèrestrauch auf Plantagen anzubauen.
Nach einem Wachstum von 30 Jahren haben die burls die Größe eines Fußballs erreicht und können in der Wachstumspause im Winter ausgegraben werden. Vor Ort schlägt man verrottete oder beschädigte Teile ab. Um das Reißen des Holzes zu vermeiden wird die Knolle wieder eingegraben und lagert so bis zum Abtransport in der Sägemühle. Hier wird die Knolle auf meist schon betagten Kreissägen in der Mitte im Längsschnitt aufgetrennt. Handelt es sich nun um ein fehlerfreies Stück, so können daraus die begehrten Plateau-Hölzer (Ebauchons) geschnitten werden. Meist jedoch heißt es aber schlechte Qualität. Holzwürmer, Brandschäden und eingeschlossene Steine führen dazu, dass aus solchen Stücken oft nur drei oder vier kleine Kanteln verwertbar sind. Rund 70% des Holzes ist Abfall. Daher sind die Kosten für gutes Bruyère sehr gestiegen. Für Ebauchons bester, dichtstrukturierter Qualität zahlen Hersteller handgefertigter Pfeifen bereits einen Preis, der dem Erlös einer guten fabrikgefertigten Pfeife gleichkommt.
Der Copeur bestimmt mit der Art und Größe des Zuschnittes die spätere daraus gefertigte Pfeifenform. Vor der Sägemühle stehen große Kupferbottiche, in denen die Kanteln 10 bis 12 Stunden gekocht werden. Durch Spuren des Kupfers werden die im Holz enthaltenen Mineralien neutralisiert und das Holz sozusagen imprägniert. Im Holz sitzendes Ungeziefer wird beim Kochen abgetötet, und das Wachstum des Holzes wird endgültig gestoppt. Nach dem Kochen werden die Kanteln in Trockenschuppen je nach Größe für 30 bis 120 Tage gelagert. Beim Importeur oder in der Pfeifenfabrik lagern sie nochmals einige Monate oder trocknen in speziellen Öfen künstlich nach.
Kostbare Pfeifen werden aus Plateau-Kanteln handgefertigt. Hier unterscheidet man wiederum die Kanteln entsprechend der Maserung. Straight Grain Maserung bedeutet dichter gleichmäßiger Maserungsverlauf, bei weniger dichtem und nicht gleichmäßig aufsteigendem Verlauf der Maserung hat sich die Bezeichnung Flame Grain durchgesetzt. Unter Kennern ist auch Cross Grain oder Bird´s Eye (Vogelauge) sehr gefragt. Bei Bird´s Eye handelt es sich um ein quergeschnittenes Straight Grain. Bei einer schönen Straight Pfeife erkennt man an der Unterseite, wie die senkrecht aufstrebende Maserung aus den Vogelaugen hervorgeht.